Remszeitung 02.10.2025
72 Berufstätige wagen den Quereinstieg: am Pädagogischen Fachseminar in Schwäbisch Gmünd wird der Wechsel ins Lehramt ermöglicht. Die Ausbildung verspricht eine „Achterbahnfahrt“ voller Herausforderungen und Chancen. Was dahinter steckt.
Schwäbisch Gmünd. 72 bereits Berufstätige haben sich entschieden: Sie wollen Lehren. Mit dem Start des neuen Schuljahrs ging es damit nicht nur für Schülerinnen und Schüler in der Region zurück vor den Unterrichtsstoff. Auch für die Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter, die über das Pädagogische Fachseminar (PFS) in Gmünd und Heilbronn einen neuen Berufsweg einschlagen wollen, finden sich nun als Lernende wieder.
„Ich hatte als Elektriker schon Azubis bei mir, denen musste ich auch etwas beibringen“, berichtet Christian Friedel, der sich für die musisch-technische Ausbildung des Seminars entschieden hat. Dabei zu sehen, wie sich die Auszubildenden entwickeln und als Ausgelernte ihren Beruf beherrschen? „Das bringt schon eine gewisse Befriedigung“, meint der 30-Jährige. „Jetzt bin ich gespannt, was jetzt auf mich zukommt.“
Dabei könne die Ausbildung zur regelrechten „Achterbahnfahrt“ werden, wie verschiedene Rednerinnen und Redner beim Auftakt des neuen Ausbildungsjahrgangs betonten. Darunter Lehramtsanwärterin Antonia Kocheise. „Gerade bei Kindern mit Behinderung geht es manchmal auf und ab, nach links und rechts“, erklärt die 23-Jährige, die bereits eine Ausbildung als Jugend- und Heimerzieherin in der Tasche hat. „Aber es lohnt sich. Gerade mit Blick auf die Schule“, ist sie sich sicher. „Die Arbeit mit Kindern? Die ist super!“
Die Ausbildung zur Fachlehrkraft komme dabei „aus einem Guss“, erklärt Direktor Edgar Denk. In den drei Jahren, in denen Anwärterinnen und Anwärter bezahlt werden, werden theoretische und praktische Inhalte miteinander vereint. Wer diesen Weg einschlagen möchte, braucht einen mittleren Schulabschluss sowie eine abgeschlossene Berufsausbildung. Eine bestimmte Abschlussnote braucht es nicht. „Es reicht, beides in der Tasche zu haben“, erklärt der Direktor.
Was hingegen notwendig ist: die erfolgreiche Teilnahme an der Zulassungsprüfung. Diese beinhaltet unter anderem Multiple-Choice-Aufgaben, Gruppenarbeiten und eine simulierte Unterrichtssituation. „Wir achten darauf, dass die Aufgaben eine Affinität zum Vorberuf aufweisen“, erklärt Denk. Durch die Zulassungsprüfung soll sichergestellt werden, dass Lehranwärter die Unterrichtsinhalte richtig vermitteln können.
Für Absolventen der dreijährigen Ausbildung stehen die späteren Berufschancen sehr gut, erläutert der Direktor. Der zweite Abschlussjahrgang in Folge sei nun zu 100 Prozent in entsprechenden Lehrstellen übernommen worden. „Das spiegelt den enormen Bedarf, der aktuell herrscht“, sagt Denk.
Doch nicht nur der Bedarf nach Lehrkräften scheint groß. Auch das PFS selbst stockt seine Kapazitäten auf. In der Graf-von-Soden-Straße in Gmünd soll im ehemaligen Goa-Standort ein eigenes Gebäude für das Fachlehrkräfteseminar entstehen. Für rund 9 Millionen Euro wird das Gebäude umgebaut, der Einzug ist für den Sommer 2026 geplant.